Ruhe und Entspannung für Hunde (und Menschen)
Wir hetzen von A nach B – das geht schon morgens früh los, aufstehen, schnell Gassi, schnell zur Arbeit, schnell noch Einkaufen, wieder Gassi, Hund in irgendeiner Form auslasten, müde machen…doch das bringt alles nichts, euer Hund kommt dennoch nicht zur Ruhe? Der Grund hierfür ist eigentlich ganz einfach, wir haben es von Tag 1 an nicht anders anerzogen. Wir Menschen sind gehetzt und voller Druck, unseren Hunden so viel wie möglich Auslastung zu verschaffen, sie artgerecht auszulasten und müde zu machen – doch ein körperlich ausgepowerter Hund ist kein entspannter Hund, das hat leider rein gar nichts miteinander zu tun, beziehungsweise das eine verstärkt sogar das andere.
Entspannung und Ruhe will gelernt sein, zumindest für die Vierbeiner in der heutigen Gesellschaft. Ein Hund/Wolf in freier Wildbahn würde seinen Alltag ohnehin völlig anders gestalten. Aber zurück zum Thema:
Wie bringe ich denn meinem Hund bei, ruhig, entspannt und gechillt zu sein?
Voraussetzungen
Bringe für die Ruheübung ausreichend Zeit und Bereitschaft zur Entspannung mit, denn auch der Mensch sollte hier in die Ruhe kommen, da alles was unter Zeitdruck stattfindet im Grunde zum Scheitern verurteilt ist – zumindest im Hundetraining.
Wie fange ich an?
Ruheübungen sollten zunächst ohne Ablenkung im gewohnten Umfeld (im Haus/ Wohnung/Garten) aufgebaut werden, bevor man sie nach draußen verlagert. Hier sucht ihr euch einen für den Hund nicht strategisch günstigen Platz, was bedeutet, er sollte weder an einer Türe, an einem Fenster, oder an einem Durchgang liegen, im besten Fall hat er eine Wand im Rücken, das macht das Ganze noch etwas stressfreier.
Auch eine Hundedecke hilft es dem Hund gemütlicher zu machen und dem Menschen, das Ende des markierten Platzes zu erkennen.
Wie baue ich die Ruheübung auf?
Führe den Hund mit der Leine auf den festgelegten Bereich und sage dabei dein Ruhewort, aber erst wenn er mit allen 4 Pfoten auf dem Bereich steht.
Tipp: Sinnvoll und hilfreich ist ein Wort, das einzig für Ruhe Steht und sonst in keinem anderen Kontext verwendet wird. Beispiele: "chill", "lieg ab", "Ruhe", usw.
Sobald der Hund im vorgegebenen Bereich ist, drehst du dich zur Seite und schaust ihn auch nicht mehr an. Die Leine hältst du anfangs noch locker in der Hand und lässt sie dann später einfach fallen. Nach und nach kannst du dich dann immer weiter vom Hund entfernen.
Tipp: Bitte kein Sitz oder Platz Kommando geben. Das schürt die Erwartungshaltung und verhindert Ruhe und Entspannung
Am Anfang wird beinahe jeder Hund den Bereich direkt wieder verlassen wollen, da er nicht weiß, worum es hier genau geht. Um eine Verknüpfung herzustellen, braucht es mindestens 10 Wiederholungen.
Verlässt dein Hund den Bereich, gehe mit aufrechter Haltung auf ihn zu und bringe ihn körpersprachlich ggf. unter Zuhilfenahme der Leine wieder zurück. Zurück im vorgegebenen Bereich, erneut das Ruhewort sagen und neu ansetzen.
WICHTIG: KEINE Kommunikation mit dem Hund während der Übung – keine sonstigen Kommandos, kein Lob, kein Tadel…
Gerade für Hunde, die auch sonst im Alltag sehr kontrollierend sind, uns ständig verfolgen, alles im Blick haben wollen, ist diese Übung sehr schwer, aber auch enorm hilfreich. Deshalb geht das Ganze in kleinen Schritten an.
Wie beende ich die Übung?
Selbstverständlich sollte der Hund die Übung nicht selbst auflösen oder beenden, sondern wir. Hierzu stellst du dich seitlich, gerne leicht in der Hocke vor den Ruhebereich und gibst ein Auflösekommando (z.B. „OK“, „fertig“, „komm“, o.ä.). Es sollte allerdings nicht dazu führen, dass der Hund dann sofort hochfährt, ansonsten ruhiger und leiser sprechen, eine einladende Handbewegung machen oder ggf. ein anderes Kommando verwenden.
Wie kann ich die Ruheübung draußen nutzen?
Die Übung ist eine perfekte Grundlage für Hunde, die insgesamt sehr rastlos sind, kontrollierend und unruhig. Hierdurch kann viel Entspannung eintreten, sofern man konsequent bleibt und das Training regelmäßig in den Alltag integriert. Für Draußen ist die Übung super praktisch und hat den Vorteil, dass man seinem Hund, egal wo man gerade ist, einen Platz zuweisen kann und dieser sich dort ohne Probleme entspannen kann.
ON / OFF 😊
Und nun viel Erfolg beim Üben!
Eure
Nora
Copyright: Nora Bachmann – HERZENSHUND Coaching